Sei es durch unermüdliche Sprints auf der Außenbahn, kreative Einzelaktionen oder präzise Flanken in den Strafraum. Ohne einen starken Flügelspieler gerät der Offensivmotor einer Mannschaft über kurz oder lang ins Stocken. Denkt man an die berühmtesten Spieler dieser Position, fällt einem sofort Arjen Robbens unnachahmliches Nach-Innen-Ziehen während seiner Dribblings oder Gareth Bales gefürchtetes Tempo-Dribbling auf der Außenbahn ein. Spieler, die sowohl mit technischen als auch mit physiologischem Fußballtalent gesegnet sind, spielen meistens auf der Flügelposition. Und das ist auch richtig so! Gareth Bale, Ronaldo oder Neymar – Jeder dieser Spieler liebt es auf dem Flügel 1 gegen 1 Situation zu suchen, zu finden und zu gewinnen, um anschließend für Torgefahr zu sorgen.

Gefährliche Flügelspieler müssen von ihren Gegenspielern sogar so sehr beachtet werden, dass sie auch ganz ohne Ballberührung für ein erfolgreiches Offensivspiel sorgen können. Machen sie das Spiel breit, halten sie gleichzeitig die gegnerischen Verteidiger aus der Mitte fern und erlauben so den Mittelfeldspielern leichter ein effektives Kombinationsspiel aufzuziehen. Doch, wenn man nicht gerade Christiano Ronaldo heißt, ist der Job als Flügelspieler nicht mit Dribblings, Pässen, Torvorlagen und geschossenen Toren getan. Wenn es in der Defensive brennt, müssen auch Flügelspieler mit nach Hinten arbeiten.

Die wissenschaftlichen Fakten

Die Ergebnisse wissenschaftlicher Studien bestätigen vor allem, dass der Flügel eine besonders offensiv-lastige Position ist. Es überrascht also nicht, dass diese Spieler bei der Gesamtlaufdistanz und der Distanz mit höchsten Geschwindigkeiten an Position eins liegen. Die positionsspezifischen Aufgaben in der Offensive lassen den betroffenen Spielern da kaum eine andere Wahl. Sich an der Seitenlinie orientieren und damit das Spiel damit in die Breite ziehen, den Weg in die Spitze suchen und Bälle in die Tiefe fordern, sowie die Außenbahn verlassen, um den Außenverteidigern ein nachrücken zu ermöglichen oder bei Flanken von der gegenüberliegenden Seite in den Strafraum einzudringen und den zweiten Pfosten zu besetzen. Dies sind alles Aufgaben, die eine hohe Laufbereitschaft voraussetzen.

Die Studienergebnisse veranschaulichen aber auch die wachsenden defensiven Aufgaben dieser Position. Befindet sich die eigene Mannschaft nämlich nicht im Ballbesitz, sind die Flügelspieler Teil des Gegenpressing, verschieben mit dem Ball oder verhindern zusammen mit dem Außenverteidiger Offensivaktionen des Gegners auf ihrer Seite. Die Veränderung der Position spiegelt sich auch in Zahlen wieder. Zwischen den Saisons 2006/07 und 2012/13 nahmen die Laufdistanzen im hoch-intensiven Bereich mit Ball um ca. 20% zu, während die Laufleistung ohne Ball sogar um bis zu 30% anstieg. Gleichzeitig nahm die Anzahl an Sprints um ganze 54% zu.

Positionsspezifisches Training

Diesem komplexen Belastungsprofil muss nun im Training Rechnung getragen werden, was für Trainer keine leichte Aufgabe ist. Flügelspieler verfügen über eine herausragende aerobe Ausdauer, was ihnen im Spiel ermöglicht hohe Strecken mit nur einer geringen Laktatanhäufung zu meistern. Diese Fähigkeit verhindert eine vorzeitige laktatbedingte Ermüdung im Spiel. Gleichzeitig regenerieren sich solche Spieler anschließend von hoch-intensiven Läufen schneller, was vor allem durch die kürzeste Regenerationszeit aller Positionen bestätigt wird. Um diese Fähigkeit besonders fußballspezifisch zu trainieren, bieten sich vor allem Trainings- und Spielformen mit Intervallen an.

Ein Beispiel hierfür zeigt unsere Übung "Koordinationstraining: Dribbling & Torschuss"

In diesem Übungsaufbau müssen eure Spieler verschiedene Koordinationsaufgaben zwischen Tempodribblings lösen und trainieren gleichzeitig ihren Torschuss. Durch die Intensität und hohen technischen Anforderungen der Übung werden eure Flügelspieler auf fast alles vorbereitet, was sie im Spiel erwartet.

Die folgende Übung kann gleichermaßen für moderne Außenverteidiger als auch für Flügelspieler verwendet werden:

In diesem Übungsaufbau läuft der Flügelspieler eine dem Anforderungsprofil entsprechende Distanz von 30-50m. Die Strecke wird mit einem Tempodribbling im hoch-intensiven Bereich absolviert und anschließend mit einer Flanke abgeschlossen. Anschließend bewegt der Spieler sich im lockeren Jogging Tempo zur gegenüberliegenden Station. Die Pausen zwischen den Belastungen sollten für die Spieler an den Regenerationszeiten von 50-70 Sekunden ausgerichtet sein.

Als Steigerung der Belastung und Komplexität der Übung kann anschließend ein vorausgehendes „1 gegen 1“ auf der Außenbahn eingebunden werden. So wird garantiert, dass der Flügelspieler in allen positionsspezifischen Komponenten trainiert wird.

Euer Team von planet.training