Stürmer – Das undefinierbare Genie
Stürmer sind eine ganz besondere Art von Spieler. Kaum eine andere Position zeigt eine solche Vielfalt an Spielertypen, mit teilweise unbeschreiblichen Fähigkeiten. Welche athletischen Voraussetzungen gute Stürmer trotzdem mitbringen sollten, erfahrt ihr im letzten Teil unserer Blogserie „Belastungsprofil eines Fußballers“.
Ibrahimovic, der in seinem ersten Auftritt für LA Galaxy mit zwei fantastischen Toren das Spiel innerhalb weniger Minuten drehte, ist das aktuellste Beispiel für die Faszination „Stürmer“. In keiner anderen Positionsgruppe werden Spieler so häufig als Genies, Magier oder Phänomene gefeiert. Neben wissenschaftlich schlecht zu belegenden Fähigkeiten, wie Abgeklärtheit und dem „richtigen Riecher“, sind es auch messbare Leistungen wie Schussgenauigkeit, Kopfballstärke und Chancenverwertung, die einen guten Stürmer ausmachen.
Ein weiterer Grund, warum der durchschnittliche Stürmer so schwierig zu beschreiben ist, liegt an der Vielfalt von Spielertypen auf der Position. Es gibt den Stürmer mit Torinstinkt, den Kraftvollen, den Schnellen, den Ballzauberer, das Kopfballungeheuer und manchmal auch alles in einem. Damit all diese Spieler aber auch im richtigen Moment an der richtigen Stelle stehen und den Ball im Netz unterbringen können, ist besonders eine gute Orientierung im Raum und Schnelligkeit gefordert. Gut getimte Sprints können fast jeden Abwehrspieler überwinden und letztendlich zum Torerfolg führen.
Die wissenschaftlichen Fakten
„Der steht doch nur vorne rum und wartet auf den Ball“ ist eine der häufigsten Aussagen über die Stürmerposition. Auch wenn das Angriffsspiel immer noch die höchste Priorität für diese Position ist, zeigen die wissenschaftlichen Daten, dass sich Stürmer an die Anforderung des modernen Fußballs angepasst haben. Mit einer durchschnittlichen Laufleistung von 11,0 km pro Spiel, wovon fast 760m im hoch-intensiven und ca. 350m im Sprinttempo stattfinden, liegen sie auf Augenhöhe mit den Außenverteidigern und somit im Durchschnitt aller Positionen. Auch die Regenerationszeit zwischen den jeweiligen Aktionen liegt bei lediglich 73 Sekunden.
Allerdings ist es gerade bei Stürmern entscheidend, dass die Daten unter Berücksichtigung der jeweiligen taktischen Ausrichtung der Position betrachtet werden. Die gespielte Formation scheint hier nämlich einen großen Einfluss auf die Spielbelastung eines Stürmers zu haben. Als bestes Beispiel für diese formationsabhängigen Belastungen dient das 4-2-3-1, in welchem die beobachteten Stürmer ganze 25% weniger liefen als in allen anderen untersuchten Formationen. In einem solchen 4-2-3-1 dient der Stürmer meistens als Anspielstation und hält den Ball, um Mittelfeldspielern ein Nachrücken zu ermöglichen. Den Weg in die Tiefe absolvieren dadurch die nachrückenden Spieler. Ein 3-5-2 scheint auf der anderen Seite dazu zu führen, dass die beiden Stürmer beweglicher spielen können und Distanzen vor allem im hoch-intensiven Bereich überwinden.
Positionsspezifisches Training
Klar ist, kaum eine Position lässt sich so schlecht in Zahlen fassen, wie die des Stürmers. Selbst Spieler deren Laufwerte deutlich unter dem Mannschaftsdurchschnitt liegen, können durch Fähigkeiten, wie Übersicht und Positionierung, im richtigen Moment das entscheidende Tor schießen und somit maßgeblich zum Erfolg der eigenen Mannschaft beitragen. Die wissenschaftlichen Daten zeigen, dass es weniger die läuferischen Fähigkeiten sind, die einen Spieler zum herausragenden Stürmer machen. Agilität, schnelle Reaktion und Spielübersicht sind entscheidend, um sich vor dem Verteidiger in die richtige Position zu bringen. Kraft, Ballkontrolle und Schussgenauigkeit sorgen anschließend dafür, dass der Ball im Netz landet.
Doch ist der Stürmer nicht nur mit Ball am Fuß für seine Mannschaft wertvoll. Er ist gegen den Ball auch immer der erste Abwehrspieler. Die Kunst besteht darin, trotz des ständigen Ballbesitzwechsel, noch Kraft für einen entscheidenden Antritt im letzten Angriff des Spiels zu haben. In einer solchen Aktion in der 90ten Minute kommt es weniger auf reine Ausdauer oder Schnelligkeit an, sondern im speziellen auf eine gut trainierte Schnellkraftausdauer. Deshalb sollten gerade diese Eigenschaften im Training aufgegriffen und in Kombination mit den technischen Fähigkeiten der Stürmer trainiert werden.
Unsere erste Übung dient primär der Schussgenauigkeit aus großer Entfernung, trainiert aber je nach Variation gleichzeitig auch die Schnellkraftausdauer.
Als erste Variante kann der Sprint ohne Ball stattfinden. Sobald die Stange umlaufen ist, bekommt der Spieler einen Pass und verwertet diesen per Direktabnahme. Die Übung wird somit intensiver und technisch herausfordernder. Um sich an den konditionellen Belastungen eines Spiel zu orientieren, kann bei dieser Übung die Anzahl der Spieler so gewählt werden, dass die Pause zwischen den Sprints ca. 40-70 Sekunden dauert. Die Übung kann dann für 15 Minuten mit höchster Intensität durchgeführt werden.
Unsere “Koordinationsübung mit Doppelpass & Torschuss” ist ein weiteres Beispiel, wie die konditionellen, koordinativen und technischen Anforderung der Stürmerposition in einer Übung kombiniert werden können.
Euer Team von planet.training