Neues eBook verfügbar!

50 Kleinfeldspiele aus dem FootballCoachingLab
Jetzt erhältlich in unserem eBook Shop

Foto eines Fussballfelds, das in mehrere kleine Spielfelder unterteilt ist, um die Trainingseffizienz zu optimieren.

Kleinfeldspiele im Training: Kleines Feld, Großer Effekt

KATEGORIE: SPORTWISSENSCHAFT

AUTOR: FABIAN KLINGNER

LESEZEIT: 9 MINUTEN

Wenn sich das Training wie ein Spiel anfühlt, lernen Spieler schneller. Kleinfeldspiele bringen Spielnähe, Rhythmus und Beteiligung zurück in Trainingseinheiten.

Es gibt tausende Trainingsübungen. Doch viele davon, so gut sie auch organisiert und technisch aufgebaut sind, verfehlen die Natur des echten Spiels. Zu oft stehen Spieler rum und warten darauf, dass sie an der Reihe sind. Oder sie wiederholen isolierte Abläufe, die kaum etwas mit dem echten Spiel zu tun haben. Das ist teilweise in Ordnung, wenn man gerade an den technischen Grundlagen arbeitet. Wiederholung bringt Sicherheit und saubere Technik. Aber sobald diese Basics sitzen, sollte Training sich Schritt für Schritt mehr wie das Spiel selbst anfühlen.

Genau hier kommen Kleinfeldspiele zum Einsatz – einfache, flexible Übungen, die jede Trainingseinheit zu mehr Dynamik und Spielnähe verhelfen.

Warum Spielnähe zählt

Im modernen Coaching sind die besten Übungen diejenigen, die technische, taktische, physische und mentale Elemente miteinander verbinden. Wenn Spieler echten Gegnern gegenüberstehen, unter Druck Entscheidungen treffen und sich in Spielsituationen bewegen, ist die Wahrscheinlichkeit viel größer, dass sie diese Fähigkeiten später auch im Spiel abrufen.

Forscher nennen dieses Prinzip „ökologische Validität“. Einfach formuliert: Spiegelt deine Übung das wider, was im Spiel tatsächlich passiert? Wenn ja, trainierst du nicht nur Technik, du schulst Wahrnehmung, Entscheidung und Timing gleich mit.

Kleinfeldspiele erfüllen all diese Kriterien fast automatisch. Durch weniger Spieler, kleinere Felder und angepasste Regeln bilden sie die Anforderungen des echten Spiels ab, allerdings mit mehr Intensität, mehr Ballkontakten und mehr Beteiligung für alle.

Was sind Kleinfeldspiele eigentlich?

Kleinfeldspiele sind verkleinerte Versionen des eigentlichen Spiels. Ein 4-gegen-4 im Fußball, ein 3-gegen-3 im Handball oder ein 2-gegen-2 im Volleyball. Das Feld wird kleiner, die Spielerzahl reduziert, manche Regeln leicht angepasst, aber der Kern bleibt: Gegner, Punkte/Tore, Umschalten, Abschlüsse.

Und genau das macht sie so effektiv. Ein gutes Kleinfeldspiel ist keine Miniatur-Version des Spiels – es ist das Spiel, nur im kompakten Format.

Die niederländische Forscherin Sigrid Olthof hat gezeigt, dass ein entscheidender Faktor für die Spielnähe die sogenannte „relative Spielfeldgröße" (RPA) ist. Übersetzt heißt das: Auch wenn du die Spielerzahl reduzierst, sollte jeder Spieler in etwa die gleiche Spielfläche haben wie in einem echten Spiel. So bleiben Abstände, Timing und taktisches Verhalten realistisch.

  • Illustration die einen Vergleich der Spielfeldgrößen von 5-gegen-5 bis 11-gegen-11 im Fussball zeigt.
    Vergleich der Spielfeldgrößen von 5-gegen-5 bis 11-gegen-11, abgeleitet aus matchbasierten RPA-Werten (Olthof et al., 2018).

Die Vorteile von Kleinfeldspielen

Abgesehen davon, dass sie reale Spielsituationen abbilden, haben Kleinfeldspiele einige klare Vorteile gegenüber klassischen 11-gegen-11-Spielen oder isolierten Technikübungen:

Verbesserung der Fitness – Mehr Intensität, weniger Leerlauf. Kleinfeldspiele bringen automatisch höhere Herzfrequenzen, Sprints und Richtungswechsel. Wissenschaftliche Meta-Analysen zeigen: Sie verbessern Ausdauer und Sprintfähigkeit genauso effektiv wie klassische Laufdrills, nur eben mit Ball und Entscheidungen. Das Beste: Die Intensität lässt sich leicht steuern. Mehr Raum oder weniger Ballkontakte = mehr Belastung. Kleineres Feld oder langsameres Tempo = mehr Erholung.

Technische Entwicklung – Mehr Ballkontakte, mehr Lernen. In Kleinfeldspielen sind Spieler ständig beteiligt. Alle paar Sekunden wird gepasst, gedribbelt, verteidigt. Das ergibt deutlich mehr Ballaktionen als in klassischen Übungen, und diese Wiederholungen unter realem Druck bleiben hängen.

Taktisches Verständnis – Lernen im Rhythmus des Spiels. Durch permanente Umschaltmomente schulen Kleinfeldspiele Wahrnehmung, Antizipation und Raumgefühl. Olthof konnte zeigen: Wenn man Feldgröße und Spielerzahl variiert, verändert sich automatisch auch die Teamorganisation, genau wie im echten Spiel.

Mentale und soziale Wirkung – Alle sind dabei. Keine langen Pausen, kein Warten. Alle Spieler sind gefordert. Diese ständige Beteiligung steigert Motivation, Kommunikation und Selbstvertrauen, besonders bei jüngeren Spielern.

Auch große Verbände haben diesen Nutzen erkannt. Der DFB hat beispielsweise offizielle 3-gegen-3-Formate für die jüngsten Altersklassen (U6–U9) eingeführt, aus genau diesen Gründen: Mehr Ballaktionen, mehr Entscheidungen, mehr echtes Spiel. Ein klares Signal, dass die Zukunft der Ausbildung in kleineren, realistischeren Formaten liegt.

Kleinfeldspiele richtig gestalten

In den letzten Jahren wurde intensiv erforscht, wie Trainer Kleinfeldspiele gezielt gestalten und steuern können. Studien aus Fußball, Handball und Basketball zeigen, dass man durch Anpassungen bei Spielerzahl, Feldgröße, Regeln oder Punktesystem die Intensität, Entscheidungsdichte und taktische Ausrichtung präzise beeinflussen kann.

Mit anderen Worten: Kleinfeldspiele sind flexible Trainingsübungen, mit denen du gezielt Schwerpunkte setzen kannst, ohne den Spielfluss zu verlieren.

Wenn du ein Kleinfeldspiel planst, solltest du vier einfache Punkte beachten:

  1. Spielnähe bewahren: Gegner, Spielrichtung und Punkte/Tore sollten immer Teil der Übung sein. Fehlt eines dieser Elemente, geht die Spielnähe verloren.

  2. Kontrolle, aber nicht zu viel: Regeln sollen das Spielerverhalten lenken, nicht ihre Kreativität bremsen. Variiere Spielerzahl (3v3, 5v5, 7v7), Spielfeldgröße oder Regeln, wie Ballkontakte, Bonus-Tore oder Zeitdruck.

  3. An Alter und Niveau anpassen: Jüngere profitieren von kleinen Feldern und vielen Ballaktionen; ältere Spieler brauchen mehr Raum für taktische Tiefe.

  4. Beobachten und anpassen: Erreicht die Übung wirklich das, was du trainieren wolltest? Miss einfache Daten wie Herzfrequenz, Passzahl oder Tore, und verändere den Übungsaufbau bei Bedarf.

Du hast spezifische Ziele, die du mit deinen Übungen erreichen willst? Perfekt, denn bereits mit einigen leichten Veränderungen kann die Wirkung der Kleinfeldspiele ganz einfach angepasst werden:

  • Mehr Intensität: Mehr Raum pro Spieler oder Zeitdruck erhöhen.

  • Mehr Technik: Feld verkleinern, Kontakte reduzieren, Präzision belohnen.

  • Mehr Taktik: Neutrale Spieler einsetzen, Überzahlsituationen schaffen.

  • Mehr Entscheidungen: Gegner aktiv halten und variable Regeln einbauen.

Eine einfache Faustregel: Plane mit Spielnähe, dann bist du auf der sicheren Seite.

Fazit – Kleine Spiele, große Wirkung

Kleinfeldspiele sind mehr als nur spaßige Trainingsformen. Sie sind wissenschaftlich fundierte, spielnahe Werkzeuge, die Fitness, Technik und Taktik gleichzeitig fördern. Richtig gestaltet, lassen sie dein Training aussehen, sich anfühlen und wirken wie das echte Spiel.

Trainer brauchen dafür keine High-Tech-Tools, nur durchdachte Planung und Konsequenz. Wer seine Kleinfeldspiele aber dokumentieren, vergleichen und auswerten will, kann das mit planet.training ganz einfach tun. Der Session Planner und die Übungsbibliothek helfen, Varianten zu speichern, Intensitäten zu verfolgen und Fortschritte sichtbar zu machen.

Kleines Format. Große Wirkung. Das ist die Kraft der Kleinfeldspiele.


Hauptquellen:

  • Olthof, S. B. H., Frencken, W. G. P., & Lemmink, K. A. P. M. (2018). Match-derived relative pitch area changes the physical and team tactical performance of elite soccer players in small-sided soccer games. Journal of Sports Sciences, 36(4), 393-401. https://doi.org/10.1080/02640414.2017.1403412

  • Clemente, F. M., Afonso, J., & Sarmento, H. (2021). Small-sided games: An umbrella review of systematic reviews and meta-analyses. PLoS ONE, 16(2), e0247067. https://doi.org/10.1371/journal.pone.0247067

  • Aguiar, M., Botelho, G., Lago-Peñas, C., Maçãs, V., & Sampaio, J. (2012). A review on the effects of soccer small-sided games. Journal of Human Kinetics, 33, 103-113. https://doi.org/10.2478/v10078-012-0049-x

  • Fernández-Espínola, C., Abad Robles, M. T., & Giménez Fuentes-Guerra, F. J. (2020). Small-sided games as a methodological resource for team sports teaching: A systematic review. International Journal of Environmental Research and Public Health, 17(6), 1884. https://doi.org/10.3390/ijerph17061884

  • Sarmento, H., Clemente, F. M., Harper, L. D., Costa, I. T. da, Owen, A., & Figueiredo, A. J. (2018). Small-sided games in soccer – a systematic review. International Journal of Performance Analysis in Sport, 18(5), 693-749. https://doi.org/10.1080/24748668.2018.1517288

  • Mills, G. (2024). Age and stage approach to training area sizes in youth football using relative pitch area (RPA). Strength & Conditioning Journal, 107 mins. [Online Article] https://www.isspf.com/articles/best-training-area-size-for-youth-football-using-rpa/

  • Nunes, N. A., Santos, F., Coutinho, D., Olthof, S., & Sampaio, M. (2025). Coaches’ perspectives of the use of small-sided games in the professional soccer training environment. Journal of Kinesiology and Exercise Sciences, 35(109), 16-28. https://doi.org/10.5604/01.3001.0054.9610

  • Endriani, D., Gultom, S., Destya, M. R., & Nadzalan, A. bin M. (2024). Mapping the landscape of small-sided games in team sports: A bibliometric analysis and literature review. SportArea, 9(2), 16513. https://doi.org/10.25299/sportarea.2024.vol9(2).16513

  • Michailidis, Y. (2012). Small-sided games in soccer training. EFSU-PIT Journal of Physical Education & Sport, 12(1), 93-102.

bg image //a.storyblok.com/f/73553/1920x1080/80156ef8d2/pt-best-coaching-app-banner.jpgbg image //a.storyblok.com/f/73553/1920x1080/80156ef8d2/pt-best-coaching-app-banner.jpg

WE ELEVATE YOUR GAME

Jetzt registrieren

*Keine Zahlungsangaben notwendig