WIE NIEDERLAGE UND ERFOLG ZUSAMMENHÄNGEN

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Egal ob Spieler aus dem Profibereich oder der F-Jugend eines kleinen Vereins – Keiner verliert gerne. Niederlagen sind aber nicht nur die Grundlage für Enttäuschung und Frustration, sondern auch für zukünftigen Erfolg. Susanne Amar, Gründerin des Blogs „Ins Netz gegangen“, erklärt euch was in mehr als einem Jahrzehnt im Fußballgeschäft über den „Zusammenhang von Erfolg und Niederlagen“ gelernt hat.

Vor ein paar Tagen erzählt mir eine Bekannte, die eingefleischter BVB-Fan ist, von ihrem schrecklichen Abend des DFB-Finales vor zwei Jahren. Sie leidet und fiebert mit „ihrer“ Mannschaft mit. Sie gibt sich nach dem Elfmeterschießen und der Niederlage der Dortmunder „die Kante“ und der Sonntagmorgen ist dementsprechend.

Wenn ein Fan schon so leidet, wie fühlen sich dann die Spieler?

Die Elf von Juventus, die das Finale der Champions-League verliert. Die Mannschaften aus Darmstadt und Ingolstadt, für die es „Bye, bye erste Liga“ heißt. Oder ein Marco Reus, der verletzungsbedingt nicht nur die Weltmeisterschaft 2014 verpasst hat, sondern auch bei der Europameisterschaft 2016 nicht dabei war. Usain Bolt, der bei seinem allerletzten Wettkampf bei der Leichtathletik-WM in London während des Laufs mit einer Muskelverletzung aufhören muss…

Im Wettkampf gibt es immer einen Gewinner und einen Verlierer. Das bringt das Spiel einfach so mit sich. Gerade zum Ende der Saison ist der Frust und die Enttäuschung bei vielen groß. Fließen Tränen nach einem verpassten Sieg. Werden Erklärungen gesucht, warum es nicht gereicht hat à la „…hätte, hätte, Fahrradkette…“. Verlieren Trainer ihren Job, weil sie nicht erfolgreich sind.

Im Sport gibt es die These:

"Ohne Misserfolg gibt es keinen Erfolg!"

Gutes Beispiel der BVB… In der Saison 2014/2015 stehen sie zum Ende der Hinrunde auf Platz 18 und beenden die Bundesliga immerhin auf dem 7. Platz. Es wird spekuliert und analysiert. Fehlten Spieler wie Götze und Lewandowski? Ist Jürgen Klopp noch der Trainer, der der Mannschaft wieder Selbstvertrauen geben kann? Hat die Truppe noch die Motivation, um um die Meisterschaft zu spielen?

Kurz vor Ende der Saison erklärt Kloppo seinen Abschied, die Mannschaft gewinnt wieder ein paar Spiele und unter Thomas Tuchel wird in der folgenden Saison irgendwie alles besser. So die Außenwirkung.

Waren für Dortmund die schlechten Monate das Tal, durch das sie gehen mussten, um jetzt wieder erfolgreich zu sein? Was innerhalb des Teams den Wandel bewirkt sind reine Spekulationen, die wir auch nicht wirklich erfahren werden. Ich hätte auf jeden Fall gerne Mäuschen gespielt…:-)

Der Motivationstrainer und ehemalige Basketballcoach Christian Bischoff spricht in einem Interview in der Zeitschrift „Sportsfreund“, 12/2014, von dem Gesetz der Polarität:

[…] dass alles zwei Seiten hat. Es kann keinen Erfolg geben, wenn es keinen Misserfolg gibt. Es ist auch eine simple Regel, dass wenn du irgendwann ganz oben bist, dann muss es irgendwann auch wieder bergab gehen […]

Für ihn sind Niederlagen wichtig, um richtig gut zu werden. Erfolg kommt nicht von jetzt auf gleich, sondern ist ein Weg, den man zurücklegt, um an ein Ziel zu gelangen. Aus seiner Zeit als Basketballcoach weiß er, dass vor einem großen Erfolg ein Tief kommen muss. Nicht offiziell bestätigt, aber hin und wieder werden sogenannte „künstliche Tiefs“ durch Trainer erzeugt. Der Coach stellt die Mannschaft taktisch so auf, dass die Wahrscheinlichkeit einer Niederlage in einem Spiel recht groß ist. Diese Situation soll zu einer anderen Aufmerksamkeit in der Gruppe führen und zeigen, ob sie bereit ist „für den großen Wurf“.

Bei jedem Einzelnen von uns geht es sicherlich nicht um ein sportliches Ziel wie im Profisport. Wir haben unsere kleinen Ziele. Wenn wir ehrlich sind, dann sind die schwierigen Momente und die Misserfolge die Situationen aus denen wir die meisten Erfahrungen mitnehmen – positive wie negative. Im ersten Moment vielleicht nicht immer bewusst, aber mit ein bisschen Abstand klarer zu sehen. Läuft es gut und ist alles „rosarot“, machen wir uns die wenigsten Gedanken, wie, warum, weshalb etwas ist wie es ist.

Dennoch ist eine Niederlage, ein Scheitern schwierig, schmerzhaft, frustrierend, lässt einen Teils am Boden zerstört sein und an uns selber zweifeln – und das unabhängig vom Alter.

Was bedeuten solche Momente für junge Fußballer?

Der Siebenjährige, der gefrustet ist, dass er ausgewechselt wird und nicht durchspielen darf? Der Kicker aus der U14, der gerade im Probetraining nicht überzeugen konnte? Die Spielerin aus der C-Jugend, die den Elfmeter verschießt? Oder der Torwart, der das entscheidende Tor nicht halten kann?

Die sind fertig mit der Welt. Die wollen keine Erklärungen und vor allem keine Sprüche wie „Blöd gelaufen, aber um Erfolg zu haben, gehören solche Misserfolge zum Leben…“

Als Mutter sehe ich mich in der Rolle derjenigen, die sich auf meinen Sohn einlässt und schaut, was er braucht. Die Schulter zum Ausheulen, die kurze Umarmung als Signal „ich bin da“, das Zusammensein ohne reden zu müssen oder das Gespräch? Ich weiß es nicht, denn jede Situation bedarf ihres eigenen Umgangs. Ich muss aber auch aushalten können, wenn er nichts von alle dem möchte und einfach alleine sein will. Mich nicht braucht…

Als Sportler sind die zahlreichen Competition der Gradmesser von Erfolg und Niederlage. Im normalen Leben bestreiten wir viele, kleine „Kämpfe“ mit uns selbst, mit unserer Umwelt, die uns Höhen und Tiefen erleben lassen. Wir können sie nicht ändern, wir können lernen mit ihnen umzugehen. Sie setzten Energien und Impulse frei. Die Reife sich mit diesen Momenten auseinanderzusetzen und herauszufinden, wie sie mir für das nächste Mal oder auf meinem Weg zum Ziel helfen können, ist für jeden individuell und braucht Zeit.

Die nächsten K.O. Spiele im nationalen Pokal, Euro League oder der UEFA Champions League kommen gewiss. Es wird so sicher wie das Amen in der Kirche wieder Gewinner und Verlierer geben. Und für einzelne Spieler und Mannschaften heißt es dann: „Um erfolgreich zu sein, braucht es auch ein Tief…“

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Dieser Artikel wurde von Susanne Amar, Gründerin des Blogs und Podcasts „Ins Netz gegangen“ geschrieben. Hier gibt sie nicht nur spannende Eindrücke aus ihrer Erfahrung im Jugendfußball gibt, sondern zeigt Euch, wie eine gute Kommunikation zwischen Eltern und Trainern möglich ist. Das macht Susanne nicht immer alleine, sondern hat häufig Trainer, Jugendleiter, Sportpsychologen oder andere Personen aus der Welt des Jugendfussballs zu Gast.

Mehr Infos und Artikel findet ihr auf ihrer Website, Facebookseite und in unserem planet.training Trainingsblog.

Euer Team von planet.training

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