Erfolgsbooster – Nutze die Chance nach dem Spiel

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Jeder geht gerne als Sieger vom Platz. Damit die Leistung stimmt stecken Trainer und Spieler viel Energie in die Vorbereitung und den Spieltag. Nicht selten wird dabei allerdings ein wichtiger Teil der Arbeit übersehen. Der DAZN-Experte und ehemalige FC Chelsea Profi, Sebastian Kneissl, erklärt in unserem Blog, wie ihr noch mehr aus euren Trainingseinheiten und Spieltagen holt.

Der Fußball hat ein absolutes Top-Niveau erreicht. Selbst im Jugend- und Amateurbereich wird mittlerweile sehr akribisch gearbeitet. Es macht Spaß zu sehen, wie viele Menschen fasziniert sind diesen Sport auszuüben oder ihr wertvolles Wissen als Trainer weiterzugeben. Um mit der Konkurrenz mithalten zu können wird bereits ein Großteil der Arbeit in die Vorbereitungsphase investiert. Sei es eine sechswöchige Trainingsphase oder die Planung der einzelnen Trainingseinheiten: Alles ist darauf ausgerichtet während der Saison Woche für Woche gute Leistungen zu zeigen und positive Ergebnisse einzufahren.

Das unbeachtete Leistungspotential

Oftmals hören wir Trainer sagen: „Wir haben alles Machbare in die Vorbereitung gesteckt - Jetzt ist es an euch abzuliefern!“ Solche Aussagen sind nur allzu gut nachzuvollziehen, schließlich will man diese Phase optimal nutzen. Sie bildet die Voraussetzung, damit die Spieler fit, taktisch geschult und so mit einer positiven Einstellung in die Spiele gehen können.

Während des Spiels folgt nun die emotionale Phase. Spieler und Trainer möchten unbedingt gewinnen und zeigen, dass sie einen weiteren Schritt in der Entwicklung gemacht haben. Die Leistung auf dem Platz ist wichtig – keine Frage.

Mit dem Fokus auf der Vorbereitung und dem Spieltag, wird jedoch oftmals der dritte Teil der Arbeit nur sporadisch oder gar nicht ausgeführt. Vor allem von Spielern – Und das obwohl genau dieser Aspekt die meisten Erkenntnisse liefert. Sei es für Spieler oder Trainer: Die Nachbereitung ist einer der wichtigsten Bausteine für die Entwicklung und Optimierung der eigenen Leistung.

Fehlende Eigenanalyse

Besonders bei den Spielern analysiert nur ein Bruchteil die eigene Leistung wirklich intensiv. Und auch wenn Trainer in diesem Bereich schon etwas weiter sind, ist hier ebenfalls großes Verbesserungspotential vorhanden. Oftmals analysieren die Trainer lediglich die Performance der Mannschaft. Die eigene Leistung wird nicht selten außen vorgelassen. Es gibt drei simple Gründe, warum nur sehr wenige Spieler und Trainer ihre Arbeit wirklich akribisch analysieren.

  1. Die fehlende Zeit- eine klare Ausrede! Hier ist der Faulpelz entlarvt. Wer dieses Argument vorschiebt, handelt verantwortungslos. Fußball ist ein Teamsport. Wer sich nicht verbessern möchte, schadet auf lange Sicht der eigenen Mannschaft – Das gilt für Spieler und Trainer!

  2. „Eine Nachbereitung ist sinnlos“ - Viele Menschen sehen in der Nachbereitung der eigenen Leistung keinen sinnvollen Mehrwert. Irgendwie seltsam, denn die Leistung der anderen wird meistens sofort nach dem Abpfiff analysiert. „Der Trainer hat falsch aufgestellt“, „Wie konnte der Trainer nur diese Formation wählen“, „Die Auswechslungen habe ich überhaupt nicht verstanden“ hört man Spieler gerne sagen. Trainer schlagen oft in die gleiche Kerbe – „Der ist heute rumgelaufen wie Falschgeld“, „Die Leistung des Torhüters ist mit Worten nicht zu beschreiben“ oder „Ich verstehe nicht, was die Mannschaft da zusammengespielt hat. Das habe ich ihnen nie mit auf den Weg gegeben.“ Speziell Menschen, die solche Aussagen treffen, sollten sich der intensiven Eigenanalyse widmen.

  3. Kritische Auseinandersetzung mit sich selbst - In der Nachbereitung muss man sich kritische Fragen selbst stellen und auch für die jeweiligen Antworten ein offenes Ohr haben. Doch genau diese Auseinandersetzung mit der eigenen Leistung ist für die meisten Menschen eine Herausforderung. Dabei ist es gar nicht mal so schwierig eine ordentliche Nachbereitung durchzuführen. Allein die Frage „Wie bewerte ich meine heutige Leistung?“ ist schon viel wert. In jedem Fall sollte man auch die Selbst- und Fremdwahrnehmung mit einbeziehen.

Fragenkatalog zur Nachbereitung

Ich empfehle deshalb immer nach einem Spiel zuerst die eigene Wahrnehmung zu notieren und erst danach drei kompetente Personen zu befragen. Als Spieler würde ich den Trainer, den Kapitän, und eventuell ein Familienmitglied zum Spiel befragen. Als Trainer würde ich dementsprechend meinen Co-Trainer, den Kapitän, so wie ein Familienmitglied befragen.

Ein fester Fragenkatalog wäre ideal.

  • Wie war meine Vorbereitung auf das Spiel am Spieltag und unter der Woche?

  • Was lief gut vor/während dem Spiel?

  • Was lief nicht so gut vor/während dem Spiel und warum?

  • Wie kann ich dies zukünftig abstellen/optimieren?

  • Welche positive Entwicklung war erkennbar?

  • Welche positiven Schlüsse ziehe ich aus dieser Leistung?

  • Wie sieht mein Handlungsplan für die nächsten Tage/Wochen aus? (Der Handlungsplan sollte mit klar-definierten Aktionspunkten und zeitlichem Rahmen versehen werden. „Ich arbeite am Dienstag und Donnerstag an meiner Explosivität“ statt „In der nächsten Woche arbeite ich 2x an meiner Explosivität“)

WICHTIG: Es sollten keine allgemeinen Antworten wie beispielsweise „Ich habe heute gut gespielt“ oder „Ich muss nächste Woche besser spielen“ gegeben werden. Für die Nachbearbeitung der Trainingseinheiten ist es wichtig, sich nach der Eigenanalyse ein Feedback des Trainers einzuholen. Das kann in einer Benotung wie z.B. einer Schulnote abgearbeitet werden. Idealerweise bekommt man vom Coach zusätzlich noch 2-3 Erklärungen zur Leistung.

Die Eigenanalyse nach dem Training ist für den Trainer sogar noch wichtiger. Wie war meine Wirkung auf die Spieler heute? Konnte ich alle Inhalte passend vermitteln? Wer hatte Probleme mit dieser Einheit und wie hätte ich es diesem Spieler besser vermitteln können? Passenderweise sollte man den Co-Trainer in diesen Prozess einbeziehen.

WICHTIG: Alle Leistungen sollten schriftlich festgehalten werden. Deshalb empfehle ich ein Leistungstagebuch zu führen! Ich bevorzuge die handschriftliche Analyse, denn mit dem Schreiben prägen sich die Informationen und Eindrücke noch mehr ein. Hierfür kann ein einfaches Notizbuch verwendet werden, welches in jeder Buchhandlung erhältlich ist. Mittlerweile gibt es diverse Apps und Online–Tools, die ebenfalls sehr gut sind. Wer wenig Zeit hat, kann sich diesen Online-Varianten widmen. Selbst während der Autofahrt ist es machbar per Spracherkennung einen Text zu diktieren. Es gibt somit keine Ausreden mehr!

Fazit

  • Die Nachbereitung der eigenen Leistung / Einstellung in Trainingseinheiten sowie Spielen ist ein wichtiger Bestandteil für High-Performers.

  • Nur wer die komplette Verantwortung für seine Leistung übernimmt, wird sich entsprechend weiterentwickeln.

  • Lege Dir ein Leistungstagebuch zu und fülle es regelmäßig aus.

Euer Sebastian Kneissl

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Dieser Artikel wurde von Sebastian Kneissl geschrieben. Sebastian ist DAZN Experte, ehemaliger FC Chelsea Profi und der Gründer von SK Mentoring. Wenn ihr Interesse an Unterstützung und Qualitätsmanagement in der Trainings- und Vereinsarbeit durch SK Mentoring habt, könnt ihr ihn über seine Seite kontaktieren.

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